Wenn du dein bisheriges Leben wie einen Zeitsrahl hinter dir liegen siehst, kannst du bestimmt einiges entdecken, was dir etwas über Stärke, erstrebenswerte Unabhängigkeit und Freiheit beigebracht hat. Wie jedes Kind beobachten wir die Erwachsenen um uns herum. Das, was sie uns vorleben, dient uns als Orientierung, egal ob es für uns förderlich ist oder nicht.

Vielleicht gab es in deiner Kindheit auch Momente, in denen du nicht würdevoll behandelt wurdest, Zeiten in denen du dich nicht gesehen und verstanden, abgelehnt oder verletzt gefühlt hast. Um uns zu schützen, kann es passieren, dass wir schon in einem ganz zarten Alter beginnen uns zu verschließen und den Entschluss fassen, uns auf nichts und niemanden zu verlassen. Auf einer tiefen Ebene, ist ein grundlegendes Misstrauen dem Leben gegenüber entstanden.

Wenn wir aufgrund von alten Verletzungen und Entäuschungen eine Unabhängigkeits-Mauer um uns gebaut haben, ist das absolut verständlich, doch dabei geht auch unglaublich viel Schönes verloren.

Vielleicht hilft dir diese Sichtweise, die Einzelkämpferin in dir besser zu verstehen.

In einer idealen Welt, lösen wir uns, wenn wir unseren Kinderschuhen entwachsen, immer mehr von unseren Eltern. Als liebevolle und bestärkende Begleiter haben unsere Eltern uns auf ein eigenständiges Leben vorbereitet.

Doch leider leben wir nicht in dieser idealen Welt und die meisten von uns haben kleine, große oder sogar riesige Lücken oder Verwirrungen in dieser Entwicklung erlebt. Etwas in uns konnte sich nicht in dem Maß entwickeln, wie es von Natur aus gedacht ist. Vielleicht spürst du, wenn du diese Zeilen liest, dass sich etwas in dir meldet.

Wir konnten die Wurzeln nicht entwickeln, die gesunde Basis konnte nicht entstehen, die wir brauchen um selbstbewusst und selbstsicher durch unser Leben zu gehen. So kann es passieren, dass wir versuchen diese Lücke zu überdecken, indem wir versuchen unsere Unabhängigkeit zu beweisen und zu erkämpfen.

Doch das Leben hört nicht auf für uns zu sorgen, auch wenn wir jetzt erwachsen sind.

Jede Entwicklung, die einmal begonnen hat, strebt in eine möglichst schöne Harmonie.

Es ist ok bedürftig zu sein. Wie fühlt sich das für dich an? Spürst du bei dem Gedanken Abwehr oder fühlst du dich vielleicht erleichtert?

Mit den Jahren erkenne ich immer mehr, welche Schönheit und Wahrheit in meiner Bedürftigkeit verborgen liegt. Ich empfinde sie weniger als bedrohlich, sondern entdecke ganz viel Liebevolles darin.

Um uns herum gibt es soviel, was gut zu uns ist. Ein warmes Bett, ein gekochtes Essen, die Natur, die zu uns spricht und andere Menschen, die uns ihre Liebe anbieten. All das lockt uns hervor aus unserem Versteck und lädt uns ein, tiefer am Leben teil zu haben und es mehr und mehr zu genießen.

Wir haben Bedürfnisse, die wir nicht aus unserer eigenen Kraft heraus stillen können. Wir können die Luft, die wir zum Atmen brauchen, nicht machen. Wir können das Wetter und den Verlauf der Jahreszeiten nicht kontrollieren. Wir können unsere alten Wunden nur zu einem Teil aus eigener Kraft heraus heilen. Das sind Beispiele, die zeigen, dass wir auf vielfälltige Weise in das Leben eingebunden sind, in etwas, das größer ist, als wir selbst.

Es ist nicht schwach, sich dieser Bedürftigkeit bewusst zu werden, ganz im Gegenteil. Ich empfinde es so, dass darin eine große Kraft liegt. So viele Menschen sehnen sich nach mehr Liebe, nach dieser Sicherheit und Geborgenheit, die wir erfahren, wenn wir uns in den liebevollen Kontakt mit dem Leben eingebunden fühlen. Etwas in uns beginnt auf diese Weise immer mehr aufzuatmen und seinen wahren Platz zu erkennen.

Durch das Leben fließt etwas Liebevolles, was uns im Blick hat.

Wenn du möchtest, gib dieser Liebe die Gelegenheit dich genau jetzt zu erreichen.

Wenn du möchtes,t sag Ja und öffne ihr ein Stück weiter deine Tür.

Jetzt und jetzt und jetzt und wann immer dir danach ist.

                                                                                     ❤️

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